Verwirrende Bahnhöfe in Prag: Ein paar Tipps für Bahnfahrer

War es nun „Praha Hlavní nádraží“, „Praha Holešovice“, oder doch „Praha Smíchov“? Die meisten Reisenden, die in Prag ankommen, verstehen zunächst einmal nur Bahnhof. Oder nicht einmal das. Oft habe ich erlebt, dass orientierungslose Touristen versuchen, den vermeintlichen Namen des Ortes auf den Schildern vor dem Fenster zu buchstabieren: „východ“. „Východ“ heißt „Ausgang“.

Falsch ausgestiegen? Bahnhof in Prag
Falsch ausgestiegen? Kein Problem, es geht weiter.

Nicht wenige Reisende kommen mit der Bahn nach Prag, und zumeist wollen sie zum Hauptbahnhof. Von Bayern kommend, führt die Strecke über Praha Smíchov, während von Sachsen aus zunächst Praha Holešovice angefahren wird. Österreichische Züge kommen zumeist vom Süden (Vršovice) oder Osten (Libeň) her, wo allerdings nur wenige internationale Züge halten.

Falls du ganz sicher am richtigen Bahnhof landen willst, lohnt es sich, den betreffenden Bahnhofsnamen auswendig zu lernen oder rechtzeitig die gedruckte Verbindungsübersicht bereit zu halten. Regelmäßig erlebe ich Reisende, die in Panik zu früh aussteigen. Ganz sicher reicht es nicht sich zu merken, dass der Name mit einem „H“ anfing und dass er Buchstaben mit Häkchen enthielt.

Hier zunächst einmal eine Übersicht der für Fernreisende wichtigsten Bahnhöfe in Prag:

  • Praha Hlavní nádraží: oft abgekürzt als Praha hl.n., der Hauptbahnhof
  • Praha Smíchov: im südwestlichen Teil der Stadt und westlich der Moldau
  • Praha Holešovice: im nördlichen Teil der Stadt, in der Moldauschleife
  • Praha Masarykovo nádraží: sehr zentral und in Gehentfernung vom Hauptbahnhof. Eigentlich ist der „Masaryk-Bahnhof“ nur relevant für regionale Verbindungen, aber dennoch besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr aufgrund seiner Nähe zum Hauptbahnhof.
Stadtplan Prag Bahnhöfe Zentrum

Bist du falsch ausgestiegen? Kein Problem. Der Irrtum lässt sich relativ schnell per Metro (der Prager U-Bahn) korrigieren. Die Metro ist sogar ein ganzes Stück schneller als die Tschechische Bahn, so dass es theoretisch möglich ist, einen verpassten Zug einzuholen. Im Bereich des Stadtzentrums lässt sich die Fahrtzeit gut abschätzen, indem man pro Station etwa 1-2 Minuten rechnet. Die Metro fährt tagsüber je nach Linie alle 4 bis 8 Minuten.

Busse und Bahnsteige

Jeder größere tschechische Bahnhof hat in seiner Nähe auch einen Busbahnhof. Beim Hauptbahnhof muss man dazu auf die Straße hinaus, die sich oberhalb der weiten Halle befindet. Dort etwa halten die Fernbusse, die in Kooperation mit der DB betrieben werden.

Die wichtigsten Busbahnhöfe1 liegen aber woanders:

  • Florenc:2 Oberhalb der gleichnamigen Metrostation befindet sich der wichtigste der Prager Busbahnhöfe. Vom Hauptbahnhof ist er nur eine Metrostation entfernt. Die Orientierung auf Straßenniveau ist etwas kompliziert, daher empfiehlt es sich, bereits in der Unterführung den richtigen Aufgang zu suchen.3 Am Busbahnhof Florenc findet sich eine große Schalterhalle, wo auch Fast Food, WCs und Läden zu finden sind.
  • Zličín, Černý Most, Nádraží Holešovice, RoztylyHradčanská usw.: Busverbindungen in die Regionen starten von kleineren Busbahnhöfen, die zumeist an Metrostationen zu finden sind. Die Fahrt dorthin kann durchaus 30-50 Minuten in Anspruch nehmen, außerdem sind die Haltestellen zum Teil nicht einfach zu finden. Also genug Zeit dorthin einplanen und am besten die Verbindungsauskunft befragen – dort findet sich als „Bemerkung“ auch der richtige Bahn- oder Bussteig.

Wofür stehen „S“ und „J“?

Und da wir schon dabei sind, noch ein kleiner Tipp zur Orientierung am Hauptbahnhof: Da Züge in beide Richtungen abfahren können, wird manchmal nur eine Hälfte der Gleise verwendet. Internationale Reisende vermuten dabei oft intuitiv, dass ein „S“ hinter der Bahnsteignummer4 für „South“ oder „Süden“ steht. Ein Irrtum, der wertvolle Minuten kosten kann. „S“ heißt nämlich „sever“, also „Norden“. Vom Eingang aus gesehen befindet sich der Norden auf der linken Seite. Die andere Seite ist „J“, oder „jih“.

Gleis 1/2

Bei diesem Gleis mag man sich an den Hogwarts-Express von Harry Potter erinnert fühlen. Hier aber geht es um etwas Anderes: Gerade auf kleineren Bahnhöfen kommt man zum zweiten Gleis oft nur, indem man das erste überschreitet. Das ist aber erst dann erlaubt, wenn die Züge zum Halten gekommen sind. Diese Sorte Bahnsteig ist zumeist schmaler und sichtbar niedriger, und außerdem befinden sich im Schienenbett erhöhte Übergänge.

Die erste Zahl bezeichnet den Bahnsteig und die zweite das Gleis. Es kann also auch „1/3“ heißen: Bahnsteig 1, Gleis 3. In diesem Fall überschreitet man zwei Gleise.

Oft ist es so, dass an kleineren Knotenpunkten von Trassen alle Züge nebeneinander aufgereiht warten. Man geht dann von Gleis zu Gleis und sucht sich den richtigen Anschluss. Irgendwo ist auch immer ein Bahnangestellter, der sicherstellt, dass sich alle weiter reisenden Fahrgäste auf die Züge verteilt haben, bevor es weiter geht.

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Dieses Thema findet auch Erwähnung in meinem Buch „111 Gründe, Tschechien zu lieben“.

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Leseprobe

Zeige 4 Fußnoten
  1. „Busbahnhof“ heißt auf Tschechisch „autobusové nádraží”
  2. sprich: Florenz
  3. grundsätzlich dort in Richtung Südosten/Hauptbahnhof.
  4. richtig gelesen: in Tschechien werden primär Bahnsteige, nicht Gleise gezählt

Christoph Amthor

Erster länger Aufenthalt in Tschechien im Jahr 1997. Seit 2003 wohnhaft zumeist in Prag, mit Abstecher in die Slowakei. Ehemals Journalist und Mitbegründer einer gemeinnützigen Organisation, heute Blogger und Software-Entwickler.

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Von einer atemberaubenden Landschaft, über Bier und Knödel bis hin zu Kafka, dem Golem und einem Geist, der eine wissenschaftliche Karriere gemacht hat. Vom Fliegenden Ferdinand  und Pan Tau bis zur Lässigkeit, mit der dort ein Fabrikschornstein gefällt wird.

 

Über dieses Land, das einfach liebenswert, aber oft auch geheimnisvoll und extrem verrückt ist, gibt es wirklich genug zu erzählen. Und natürlich kann man darüber nur mit einer guten Portion böhmischen Humors schreiben.