Tunnel, Ruinen und Steinbrüche in Prag

Wenn hier von Prag die Rede ist, dann meine ich das weitere Stadtgebiet. Řeporyje ist mit einem normalen Innenstadtticket zu erreichen, per Bus oder Bahn. Es liegt im Westen der Stadt, etwas südlich der Metro-Station Luka.

Dieser ansonsten eher unauffällige Ort bildet das westliche Ende eines Tals, das vom Bach Dalejský potok durchzogen wird. Über den unteren Verlauf habe ich bereits berichtet. Während sich dort Jogger, Radler und Kinderwägen den Platz streitig machen, herrscht im oberen Bereich erstaunliche Ruhe. Ein paar Anwohner führen ihre Hunde spazieren und Schulkinder grüßen freundlich, wenn sie auf den Pfaden passieren.

Bevor ich den teils asphaltierten, teils schlammigen Weg hinab gehe, mache ich einen Abstecher, der sich leider nicht in den übrigen Weg integrieren lässt. Von einem der zahlreichen Steinbrüche ist dort der Tunnel einer industriellen Schmalspurbahn zurück geblieben, die selbst jedoch nicht mehr existiert. Kurioserweise wird der Tunnel als Naturschutzgebiet ausgewiesen – sonst wäre er vielleicht gar nicht zugänglich.

früherer Tunnel der Schmalspurbahn

Das spitzbogige Bauwerk ist größer als ich gedacht hätte, etwa 5 x 5 Meter, schätze ich. Der frühere Kalkbruch dahinter ist unspektakulär, völlig anders als diejenigen bei Karlstein. Es schließt noch ein weiterer, flacherer Tunnel an, ein zweiter Steinbruch, und das war es schon. Zurück zum eigentlichen Weg.

 

Ins Prokopské Údolí vom Westen aus

Es ist Januar und die Natur ist dementsprechend kahl. Der Weg durch das Tal lohnt sich mit Sicherheit mehr ab dem Frühjahr. Nach den zurückliegenden Regenfällen sind manche Pfade mit Pfützen übersät, aber immer noch begehbar, insofern man gutes Schuhwerk hat oder zuweilen den Umweg zwischen den Bäumen hindurch nicht scheut.

 

 

Zu dem Ausflug gehörte auch diese klassische Erfahrung, wenn man nach langem Fußweg und einem Stück bergauf endlich am Ausflugslokal ankommt und dann vor dem Tor ein Schild findet: „Heute geschlossen.“1

Nordwestliches Viadukt des "Prager Semmering"

Nordwestliches Viadukt des „Prager Semmering“

 

Ehemaliger Schmalspurbahntunnel

Von Řeporyje aus unter der Bahnlinie hindurch und dann die Straße „K holému vrchu“ (später „Na požáru“) nach Osten entlang, dann im Wäldchen rechts die Metalltreppe hinunter. Achtung, dahinter nicht die Straße weiter gehen. Der Zutritt ist unter Strafandrohung untersagt.

Weg durch das Tal

Nördlich der selben Bahnlinie auf der Straße „Mladkova“ entlang. Dann der weiß-grün-weißen Markierung folgen.

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  1. Der „Schwarze Hahn“ hat aber nur im Winter verkürzt geöffnet.

Christoph Amthor

Erster länger Aufenthalt in Tschechien im Jahr 1997. Seit 2003 wohnhaft zumeist in Prag, mit Abstecher in die Slowakei. Ehemals Journalist und Mitbegründer einer gemeinnützigen Organisation, heute Blogger und Software-Entwickler.

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Von einer atemberaubenden Landschaft, über Bier und Knödel bis hin zu Kafka, dem Golem und einem Geist, der eine wissenschaftliche Karriere gemacht hat. Vom Fliegenden Ferdinand  und Pan Tau bis zur Lässigkeit, mit der dort ein Fabrikschornstein gefällt wird.

 

Über dieses Land, das einfach liebenswert, aber oft auch geheimnisvoll und extrem verrückt ist, gibt es wirklich genug zu erzählen. Und natürlich kann man darüber nur mit einer guten Portion böhmischen Humors schreiben.