Der Prager Wasserfall
Prag hat viel zu bieten. Natürliche Wasserfälle zählen allerdings zu den Erscheinungen, die ich am wenigsten hier erwarten würde. Ein Ding der Unmöglichkeit sind sie andererseits auch wieder nicht, denn Prag ist umgeben von felsigem Gelände und vielen Wasserläufen.
Mich interessierte es daher, einmal den einzigen natürlichen Wasserfall zu sehen, der sich laut dieser Karte auf dem Stadtgebiet befindet.
Písnice

Písnice im Süden der Stadt ist eigentlich am bekanntesten für den großen Vietnamesenmarkt SAPA. Der eigentliche Ort befindet sich ein Stück weiter und ist gut mit dem Bus zu erreichen. Wer sich den Weg abkürzen will, kann schon eine Haltestelle vorher bei Ke Březině aussteigen und dann der gleichnamigen Straße folgen.
- in Písnice
Der Weg folgt einem Bach in einen Wald, und sehr schnell bin ich in einem Gebiet, das mich vergessen lässt, dass sich in unmittelbarer Nähe eine Großstadt befindet.
Die Klamm von Modřany
Der Name „Modřanská rokle“1 klingt ein wenig übertrieben, aber vielleicht handelt es sich um eine geologische Klassifikation oder eine scherzhafte Bezeichnung.
Über leicht hügeliges Gelände gelange ich zu verschiedenen Teichen und folge weiter dem Wasserlauf. Der Weg ist sehr schön, wenn auch schwierig für Radfahrer.
- „Kalibárna“
- Wasserüberlauf
- Nicht ganz ungefährlich.
- Steg über den Písnický potok
Um zu dem Wasserfall zu gelangen, muss man schon ein Stück östlich nach links auf den Weg abbiegen, denn er liegt weiter aufwärts an einem Bächlein. Sich durch das Gestrüpp zu kämpfen ist keine Freude. Dieser dünne Wasserlauf hat sich in einen zum Teil beachtlichen Graben hinab gefressen, der an einer Stelle nach Westen hin in einer Stufe endet.
Hier ist er nun, der Prager Wasserfall!
- In den Graben hinabzusteigen lockte mich nicht.
- Vom Grabenrand aus ist der Wasserfall nur schwer erkennbar.
- Oben kommt man besser heran.
Dieser Wasserfall liegt in einer offenen Aushöhlung verborgen und ist daher nicht besonders auffällig. Technisch gesehen ist es ein Wasserfall, aber mir fehlt der typische Gesamteindruck von Wassermassen, Felsen und der passenden Geräuschkulisse. Ein etwas dünnes Bächlein fällt vielleicht zwei bis drei Meter hinab. Ich komme nur von oben an ihn heran, von unten müsste ich in den breiten Graben hinab, was mir zu mühsam ist.
Der Weg durch die Modřanská rokle ist ohne den Abstecher zum Wasserfall herauf einfacher und auch so lohnend. Der Wasserfall ist eher eine kuriose Fußnote.
Es geht über einen Steg, und weiter an dem Bach entlang und schließlich – in Prag eine Seltenheit – überquere ich das Wasser über eine Furt.
- Die Furt.
- Der einzige Umweg führt über den Hang.
- Dieser Weg ist am besten auf dem Pferderücken zu meistern.
- Naturlehrpfad (auf Tschechisch)
- Stimmung am späten Nachmittag
Am Ende erwartet mich Modřany. Es handelt sich dabei weitestgehend um eine Plattenbausiedlung. Von dort aus fahren Busse und Straßenbahnen zurück ins Zentrum.
Der Weg ist nicht so spektakulär, dass ihn jeder Prag-Besucher ansehen muss. Allerdings bietet er eine gute Gelegenheit, spontan einmal in die Natur zu fahren. Er ist auch eine willkommene Alternative zum nahen SAPA, für diejenigen Teilnehmer einer Gruppe, die nicht mit hinein wollen.
Das ist ja ein sehr romantischer Wald -und Bachweg. Ich könnte mir vorstellen, dass der schmale Wasserfall nach der Schneeschmelze sogar etwas mehr Wasser führen könnte. Interessant sind auch die Aufwerfungen auf dem einen Bild, die mich an die „Fuchshöhle“ im Harz erinnern. Wo verschiedene Erdzeitalter neben einander für den Geologen sichtbar werden. Eine Frage hätte ich aber zu dem vorletzten Bild mit der riesigen Stehlampe: Ist das eine Wegbeleuchtung oder ist es ein modernes Kunstwerk?
Das ist wohl ein Teil des Lehrpfades. Etwas Didaktisches für Kinder – ein Käfer auf einem Blatt.
Ich glaube, ich habe mich vertippt: Fuchshalle muss es heißen. Das ist die Stelle, wo alle Schichten der verschiedenen Erdzeitalter an die Oberfläche kommen. J. A.