Die perfekte Stadtkulisse mit Burg: Loket (Elbogen)
Loket verdankt seinen Namen allem Anschein nach seiner geographischen Lage. Daruf gibt auch der deutsche Name einen Hinweis: „Elbogen“.
Diese kleine, hübsche Stadt thront auf einem Granitfelsen über dem Flüsschen Ohře – geläufiger und leichter auszusprechen ist sicher der deutsch Name, Eger1. Das Wasser umfließt dabei den Stadtkern fast von allen Seiten, so dass er wie auf einer Halbinsel liegt. Die Altstadt ist auf dem Land daher nur vom Norden her zugänglich. Gleich zu Beginn macht die Eger dabei einen scharfen Knick, so dass sie hier wirklich wie ein Ellbogen aussieht.
Die eigentliche Altstadt ist nicht sehr groß. Sie umfasst im Wesentlichen nur die Burg und den Hauptplatz, der nach dem ersten tschechoslowakischen Präsidenten Masaryk benannt worden ist und der sich bogenförmig um die Burg herum zieht. Loket kann mit vielen malerischen Winkel aufwarten.
Anfahrt nach Loket
Die Anfahrt von Karlsbad (Karlovy Vary) dauert eigentlich weniger als eine Viertelstunde, allerdings kommt noch eine Wartezeit in Nové Sedlo u Lokte hinzu, die manchmal nur zehn Minuten beträgt, bei meiner Rückfahrt jedoch 40 Minuten.
Der Bahnhof von Nové Sedlo ist vor allem ein Güterbahnhof für den Umschlag von Braunkohle. Auf den Bahnsteigen gibt es kaum Informationen und keine einzige Sitzgelegenheit, und die lange Unterführung endet auf dem Vorplatz zwischen Straße und Unkraut. Das große Bahnhofsgebäude ist unzugänglich, und in der gesamten Umgebung gibt es nicht einmal einen Kiosk.
Trotzdem ist die Reise mit der Bahn eigentlich problemlos und auf dem letzten, kurvenreichen Stück sogar recht schön. Der kleine Bahnhof von Loket liegt direkt an der Straße, auf der man nach rechts gehend nach zehn Minuten in die Altstadt gelangt. Viele Reisende gehen direkt neben den Gleisen weiter. Nach nur wenigen Schritten sieht man bereits eindrucksvoll die Burg jenseits der Eger.
Loket ist ein lohnendes Ziel für Tagesausflügler aus Karlsbad, weshalb hier viele deutsch, russisch und englisch sprechende Touristen anzutreffen sind. Im Gegensatz zu dem Gedränge in der Kurstadt ist Loket aber wohltuend ruhig und gelassen. Nirgendwo herrschte Stress, und die Bedienung ist überall freundlich und zuvorkommend. Loket hat nichts von der Pracht der böhmischen Bäderstädte, ist aber wohltuend unprätentiös. Viele der Gäste sind per Fahrrad angereist oder mieten sich Boote. Niemand kommt zum Shoppen oder für einen Hauch von Luxus.
- Die Bahn führt unter dem Burgberg hindurch.
- Wehranlage zum Fluss hin
Burg und Schwarzer Turm
Für einen Besuch empfehle ich zunächst die Burg. Auf dem ersten Innenhof geht man nach links in die Museumsräume hinauf und gelangt über einen Rundweg auch in den Turm, von dem man einen schönen Blick auf den Innenhof, die Stadt und die Umgebung hat. In einem anderen Flügel gibt es ein etwas touristisch angelegtes Foltermuseum. Es ist im Eintrittspreis mit inbegriffen, und letztendlich lohnt es sich wegen der überraschend vielen engen Treppchen und Gänge, die über mehrere Stockwerke in die Tiefe führen.
- Eingang zur Burg
- Mittelalterliches WC
- Burgturm
- Dachstuhl im Turm
- Burghof
- Burghof
- Schießscharte
- Eine der vielen Kerkerzellen.
- Sagenhaftes Männlein namens „Strakakal“, das ungekämmte Kinder mit einem Buch schlägt.
- Immer schön mit Artikel!
Neben der Burg kann man den Schwarzen Turm besteigen. Der Eintritt ist frei, man gelangt über die vielen Treppen jedoch nicht bis ganz hinauf. Im Innern befindet sich eine Ausstellung, zudem kann man auf die umliegenden Plätze und Wehranlagen hinab blicken.
Die gesamte Altstadt lässt sich gut zu Fuß meistern, allerdings sollte man sich beim Besuch der Burg, des Schwarzen Turms und der Befestigungsanlagen im Süden aufs Treppensteigen einstellen.
Rund um die Eger
Wer noch eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit hat, dem empfehle ich den Pfad südlich der Eger direkt am Fluss entlang. Er führt auf der gegenüberliegenden Seite in die Höhe bis zu einem Durchgang durch den Felsen, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat.
Schon unterhalb der modernen Bogenbrücke, an der sich zuvor eine Kettenbrücke befunden hatte, genießt man einen perfekten Blick auf die Burg und die daran anschließende Stadt. Schöner hätte es man es sich nicht ausdenken können!
Wer also Karlsbad besucht und noch einen halben Tag entbehren kann, dem sei Loket wärmstens empfohlen – entweder als Ausflug oder als Station mit Übernachtung auf der Weiterreise. Gerade wenn man Karlsbad im Getöse der Filmfestspiele, im dichten Gedränge von heilwassergierigen Reisegruppen mit Schnabeltassen oder zwischen russischen Neureichen inmitten von Nobelmarkenläden, Thai-Massage-Salons und fünfsprachig inserierter „original böhmischer Küche“ erlebt hat, dann erscheint einem Loket wie der eigentlich Beginn des Urlaubs.
Dieses Thema findet auch Erwähnung in meinem Buch „111 Gründe, Tschechien zu lieben“.
Erhältlich ist es im Buchhandel.