Olmütz: Die liebenswürdige Stadt der Kirchen und der Springbrunnen
Olmütz (Olomouc) ist vielleicht ein weniger bekanntes, aber dennoch kein unbekanntes Reiseziel. Unter den anderen größeren mährischen Städten – Ostrava und Brno (Brünn) – zeichnet es sich vor allem durch ein gut erhaltenes historisches Zentrum aus. Kopfsteinpflaster, kleine, geschwungene Gassen, barocke Springbrunnen, Parkanlagen und vor allem Kirchen dominieren das Stadtbild.
Gerade die kleinen Wasserläufe, die den Stadtkern im Norden und Osten abgrenzen, und die Parkanlagen im Südwesten verstärken noch den Eindruck einer kompakten Innenstadt, die auf einen engen Raum zusammengeschoben wurde.
Alle paar Schritte treffe ich auf Kirchen. Sie prägen wie Brunnen des Bild des Zentrums.
Das ist nicht verwunderlich, befindet sich hier doch ein Erzbistum.1
Die Offenheit der Stadt zeigt sich jedoch auch hier, wo überall die Portale der Gotteshäuser einladend offen stehen. Auffallend gering scheint hier der Anteil derjenigen Menschen zu sein, die für Besichtigungen kommen, im Vergleich zu den Gläubigen.
- Wenzelsdom
- Kirche des Hl. Sarkander
- Moritzkirche
Olmütz ist mehr eine Stadt für seine Bürger als ein Mekka der Touristen. Die Palacky-Universität sorgt für einen hohen Anteil jüngerer Bewohner, die die Stadt vor einem verstaubten Dasein als lebendes Museum bewahren.
- Tassen? Glocken?
- Eine Zwergentür
Die Stadt ist lebendig – auch an einem heißen Sommertag zur Ferienzeit, wenn das Leben merklich träger wird. Wenn kein Auto kommt, dann geht man auf den Straßen, und in den Läden werden Anfragen mit langen Gesprächen über dieses und jenes verbunden.
Olmütz ist auffallend freundlich. Die Bedienung in einem skurrilen, in alte Gänge und Gewölbe eingepassten Café, dessen Dekoration an altmodische Jahrmärkte erinnert, ist genau so liebenswürdig wie die Verkäuferinnen in einer Bäckerei mit Freisitzen im angrenzenden Mini-Hof, oder wie die älteren Damen in der Kunstgalerie.
Man nimmt sich die Zeit zu lächeln, bedankt sich liebenswürdig für jeden Gefallen. Nur ein junger Bettler vor dem Dom stößt eine laute Tirade in die Luft, als er erfolglos weiter gehen muss. Aber auch er nimmt sich Zeit – zum Schimpfen.
- Festung mit wissenschaftlich-pädagogischer Ausstellung
- Hier hatte es wohl im Baumarkt günstig grüne Farbe gegeben.
Abgesehen von ein paar Spiellokalen auf der Straße vom Bahnhof zur Innenstadt ist die Stadt gut gepflegt. Kaum sehe ich versiffte Ecken, wie man sie in anderen großen Städten oft alle paar Schritte antrifft. Es gibt sogar nur wenige baufällige Gebäude, und die meisten von ihnen – eine ehemalige Markthalle und alte Prachtvillen am Park – wirken eigentlich nur noch umso geheimnisvoller.
Olmütz ist kein Ort, der randvoll gepackt ist mit Sehenswürdigkeiten. Der Besucher landet zunächst am Dom, am Marktplatz mit der Dreifaltigkeitssäule und der verwirrend auf sozialistisch renovierten astronomischen Uhr und sieht sich dann die Fontänen, die Plätze und Gassen und ein paar der vielen Kirchen an.
Mit dem Standardprogramm ist man schnell durch, das war der falsche Ansatz.
- Astronomische Uhr – nach „real-existierender Renovierung“
- Dreifaltigkeitssäule
- Mariensäule
- Herkulesbrunnen
- Arionbrunnen
- Merkurbrunnen
- Merkurbrunnen
- Neptunbrunnen
- Theresientor
Die Stadt muss man erleben, wie jemand, der hier lebt: durch die Straßen bummeln, die Zeit im Park Bezručovy sady oder im Rozárium vergessen und am Mühlenbach verweilen, die Kirchen für ihre friedliche Stille besuchen und die Gasthäuser und Cafés in den Seitengassen.
Olmütz ist eine Stadt für einen gemächlichen Besuch, mit wenig Programm. Es gibt einen botanischen Garten, in dem man noch die Präsenz unzähliger Klassenausflüge zu spüren glaubt. Die Galerie für moderne Kunst ist nicht groß und kombiniert Werke von regionaler Bedeutung zu einem heiteren Sammelsurium.
- Park „Čechovy sady“
- Park „Bezručovy sady“ am Mühlenbach
- Botanischer Garten
Letztendlich ist Olmütz eine Stadt, die auf glückliche Weise den liebevollen Charme vieler kleiner tschechischer Städtchen mit dem Leben und der Fülle größerer Städte verbindet.
Nützliche Infos
Nach Olmütz kommt man sehr bequem mit verschiedenen Bahngesellschaften oder dem Fernbus. Das Zentrum ist von dort aus gut zu Fuß oder auch per Straßenbahn erreichbar.
Viele touristische Informationstafeln bieten auch eine deutsche Übersetzung an.