Ein Nachmittag im Prager Zoo

Mit Beginn der neuen Saison war nun der Prager Zoo an der Reihe. Laut einer Umfrage auf einem Reiseportal handelt es sich dabei um den viertbesten Zoo der Welt. Er lässt sich jedoch kaum als „Geheimtipp“ bezeichnen, da er bei den Besucherzahlen in Tschechien nach Karlstein den zweiten Platz einnimmt.

Der Zoo ist dabei so einigermaßen auf internationale Besucher eingestellt: Schilder finden sich zumeist auf Tschechisch, Russisch und Englisch. Die am meisten gesprochene Fremdsprache ist eindeutig Russisch. Während im Stadtzentrum viele italienische und asiatische Reisegruppen zu finden sind, scheint der Zoo nicht auf derem Standardprogramm  zu stehen.

Der Zoo war vielleicht das prominenteste Opfer des Hochwassers im Jahr 2002 und hatte damals eine große Welle der Solidarität unter der Bevölkerung ausgelöst, die bis heute anhält. Kaum eine Prager Sehenswürdigkeit dürfte durchweg so positiv wahrgenommen werden wie der Zoo.

Impressionen

Der Prager Zoo ist gut per Bus, Schiff oder Fahrrad erreichbar. Wer gerne zu Fuß geht, kann auch problemlos den Weg durch den Stromovka-Park nehmen und dann die Moldau überqueren. Mit dem Bus dauert die Fahrt vom Bahnhof Holešovice nur zehn Minuten.

Kirschblüten im Prager ZooAn diesem Werktag, als ich zu Besuch kam, war der Zoo nicht etwa überfüllt. An einigen Stellen waren deutsche Schüler zu finden, deren Referate vor der Klasse inmitten der Ausflügler seltsam deplatziert wirkten, so als würde hier jemand anfangen, eine Arie zu singen oder sich ein Mittagessen zu kochen. Ich erinnerte mich an die eigene Gymnasialzeit, wo jeder Schüler zu allem die ultimative Expertenmeinung abzugeben vermochte.

Dank des frühlingshaften Wetters waren viele Tiere bereits im Freien anzutreffen, und auch die Flora trug zur Atmosphäre bei: Hier und im benachbarten Garten des Schlosses von Troja wurde ich an vielen Stellen von Kirschblüten umfangen.

Das Gelände ist sehr weiträumig und geradezu komplex. Zudem sind die Höhenunterschiede groß genug, um hier einen Sessellift zu betreiben. Es lässt sich kein einfacher Rundgang organisieren. Hilfreich war es, mir anhand eines Planes1 zu merken, wo ich bereits war, und dann einfach die verschiedenen Stationen nacheinander zu besuchen.

Zu jedem Zoo gehört inzwischen ein landschaftlich gestalteter Innenbereich, der den Eindruck vermittelt, sich in einem fernen Land zu befinden. Hier brillierte vor allem der „Indonesische Dschungel“. Dicht am Eingang gelegen, bietet er eine gute Einstimmung auf den Besuch.

Natürlich dürfen auch die entsprechenden Wasseranlagen nicht fehlen:

 

Interessant war auch der Dunkelbereich, in dem ich so dicht von großen Fledermäusen umflattert wurde, dass ich jedes Mal den Luftzug im Gesicht spürte:

Prag-Zoo - Tal der Elefanten

Es gibt ein eigenes „Tal der Elefanten“.

 

Das Elefantenhaus war zu dem Zeitpunkt meines Besuches geschlossen, da gerade am am Tag zuvor Elefantennachwuchs zur Welt gekommen war.

Stolz präsentiert der Zoo in einem Video „das erste hundertprozentig Prager Elefantenbaby“:

 

 

Prager Zoo - Gangesgaviale

Gaviale – der Bestand ist stark bedroht

Einer der Kostbarkeiten des Zoos ist der Chinesische Riesensalamander, der im Dämmerlicht hinter einer Glasscheibe unbeweglich im Wasser ruht. Fotografiert werden darf er nicht einmal ohne Blitz.

Es handelt sich hierbei um das größte Amphibium der Welt, und das davon größte bekannte Exemplar ist eben hier in Prag zu bewundern. Dieser Molch ist momentan 158 cm lang und wiegt 35 kg. Er befindet sich im zarten Alter von 40 Jahren und kann durchaus doppelt so alt werden, wobei der Zoo davon ausgeht, dass er weiter wachsen wird.

Der Molch hört (?) auf den Namen Karl und war ursprünglich eine Leihgabe aus Karlsruhe. Inzwischen steht aber fest, dass er in Prag dauerhaft bleiben kann.

Diese Echse saß in dem kleinen Fenster, das in der vorangegangenen Galerie auf dem Bild oben links zu sehen war:

Prager Zoo - Echse

Dieses Kerlchen war eigentlich winzig.

Alle möglichen Tierchen hatten natürlich ihre Freude am Sonnenwetter. Die Schwarzschwanz-Präriehunde2 hatte ich zunächst für Murmeltiere gehalten. Auf jeden Fall sind es Erdhörnchen. Vor dem Betreten der „Lemureninsel“ wurden Besucher dazu aufgefordert, keine Gegenstände offen zu tragen.

 

Prager Zoo - Stockente

Selbst eine ordinäre Stockente sieht im Zoo besonders aus.

Prager Zoo - Affen

Wer so vorüber schleicht, muss doch etwas auf dem Kerbholz haben!

Gerade die Gorillas hatten dem Zoo nach dem verheerenden Hochwasser zu Ruhm und Spenden verholfen. In den Jahren 2005-2008 wurde – in Anlehnung an Big Brother – eine Live-Show aus dem Gorilla-Gehege ausgestrahlt. Der Name war „Odhalení“ (Enthüllung). Zuschauer konnten per SMS für den sympathischsten Darsteller stimmen, der als Preis Melonen bekam.

 

 

Im folgenden Video musste ich die Kommentare im Raum mit atmosphärischer Musik überdecken:

 

Liwanzen

Empfehlung

Auf dem Zoo-Gelände gibt es zahlreiche Imbissbuden, Schnellrestaurants und Getränkeautomaten. Zudem finden sich Restaurants vor dem Eingangsbereich.

Wer ein „normales“ Café sucht, dem empfiehlt sich die „Kavárnička“ (ehemals „Lamborghini Café“, Pod Havránkou 657/10b) jenseits des Troja-Schlossparks, gleich ums Eck von der Bushaltestelle3 Kovárna.

 

Einband des Tschechien-Buches

Dieses Thema findet auch Erwähnung in meinem Buch „111 Gründe, Tschechien zu lieben“.

Erhältlich ist es im Buchhandel.

Leseprobe

Zeige 3 Fußnoten
  1. Erhältlich bei der Kasse.
  2. Psouni prérioví
  3. Bedarfshalt!

Christoph Amthor

Erster länger Aufenthalt in Tschechien im Jahr 1997. Seit 2003 wohnhaft zumeist in Prag, mit Abstecher in die Slowakei. Ehemals Journalist und Mitbegründer einer gemeinnützigen Organisation, heute Blogger und Software-Entwickler.

Das könnte dich auch interessieren …

Das ideale Geschenk für alle Tschechien-Liebhaber!

111 Gründe, Tschechien zu lieben ❤️

Einband des Tschechien-Buches

 

Von einer atemberaubenden Landschaft, über Bier und Knödel bis hin zu Kafka, dem Golem und einem Geist, der eine wissenschaftliche Karriere gemacht hat. Vom Fliegenden Ferdinand  und Pan Tau bis zur Lässigkeit, mit der dort ein Fabrikschornstein gefällt wird.

 

Über dieses Land, das einfach liebenswert, aber oft auch geheimnisvoll und extrem verrückt ist, gibt es wirklich genug zu erzählen. Und natürlich kann man darüber nur mit einer guten Portion böhmischen Humors schreiben.