Frühling im Park von Průhonice
Oftmals reicht es schon, seine gewohnte Umgebung nur ein kleines Stück zu verlassen, um völlig überwältigende Entdeckungen zu machen. Für den Prager heißt das zum Beispiel, aus dem Innenbereich des Verkehrsverbundes ins Prager Umland zu fahren.
Am südöstlichen Stadtrand Prags liegt Průhonice (Pruhonitze), das bekannt ist für sein Schloss und den Park. Gerade im Mai ist diese Anlage wirklich atemberaubend. Dieser Eindruck hält über mehrere Stunden an und lässt sich weder in Worten noch in Bildern adäquat festhalten.
Das Zusammenspiel intensiver Farben in allen möglichen Blütenformen, die sich die menschliche Fantasie nicht hätte ausdenken können, wird begleitet von einer Vielzahl von Düften, und dazwischen geht man durch verschiedenste landschaftliche Gebiete, von Wald und Wiese über mediterran anmutende Felshänge mit Blick auf Seen, auf steile Aufstiege hinauf und auf Brücken über rauschende Wasser hinweg.
Dieser Park wurde seit 1885 von Ernst Emanuel von Silva-Tarouca schrittweise aufgebaut. Heute umfasst er rund 250 Hektar. Seit 2012 ist er UNESCO Weltkulturerbe. Unter anderem bietet er die größte Sammlung von Rhododendren in Tschechien, aber auch viele andere sehenswerte Pflanzen.
Weitläufig und gut ausgeschildert
Der Park wird durch eine Landstraße in zwei Teile zerschnitten: Der östliche, bei der Stadt gelegene Teil, umfasst das Schloss mit einem Café und Ausstellungsräumen, während der westliche eine etwas wildere Landschaft aufweist und auch weit weniger von Besuchern frequentiert wird.
Es gibt drei Rundwege verschiedener Länge, die man mit der kostenlosen Karte und nummerierten Pfählen leicht findet. Wer gut zu Fuß ist, dem empfehle ich den roten Weg, der etwa 10 km lang ist – er lohnt sich! Falls nicht genügend Zeit zur Verfügung steht, dann würde ich aber die jeweils äußersten Spitzen (Punkte 12, 13 und 25) weglassen.
Die gesamte Landschaft wird von dem Bach Botič, den ich früher schon einmal kennengelernt hatte, sowie weiteren Zuläufen geprägt. An drei Stellen wurde der Lauf zu Teichen, oder fast schon kleinen Seen, aufgestaut. Neben Wald und Wiesen finden sich auch bergige Hänge. Das gesamte Gebiet ist jedoch gut mit Wegen und Brücken befestigt.
- Haupteingang
- Im Schloss befindet sich ein Café
- Blick vom Schloss auf den untersten Fischteich
- Immer wieder gibt es Aussichtspunkte, von denen aus das Schloss zu sehen ist.
Bedrohung von der wuchernden Großstadt

Diese Katze war süchtig nach Zuneigung und hatte sich strategisch günstig auf einer Brücke positioniert.
Seit den Neunzigern hat der Park mit Problemen zu kämpfen, die von der massive Zersiedlung des Prager Umlandes herrühren. Weitläufige Einfamilienhaussiedlungen und Gewerbegebiete leiten die oft nur ungenügend gereinigten Abwässer in das Tal, und zudem führt die Oberflächenversiegelung zu verstärktem Wasseraufkommen.
Bei heißem Wetter kommt es teilweise zur Geruchsbelästigung und zu Fischsterben, und an den zahlreichen Wasserstufen sammelt sich brauner Schaum. Berichten zufolge ist es nur schwer, die Verursacher der Verschmutzungen festzustellen, da sie nur zu kurzen Zeiten geschehen. Die vorhandenen kleineren Kläranlagen sind dabei nicht für alle Giftstoffe eingerichtet.
- Eine der vielen Bänke. Besucher machen auch Picknick auf den Wiesen.
- Das gesamte Areal ist geprägt von Wasser.
- Über weite Strecken treffe ich nur wenige Besucher.
- Immer wieder werde ich von bezaubernden Szenerien überrascht.
- Die erste Blüte.
Schauerlicher Kriminalfall
Im Juni 1992 wurde im Park der Leichnam eines 21-jährigen Mädchens gefunden, der auf eine solche Weise zerschnitten und regelrecht ausgenommen worden war, dass die Polizei auf einen Täter mit medizinischer Ausbildung schloss. Der Mord stand vermutlich im Zusammenhang mit einem weiteren in Ostrava.
Dem einzigen Verdächtigen – mit dem Spitznamen „Chirurg“ – konnte man die Taten jedoch nicht nachweisen. Auch er ist inzwischen verstorben.
- Das Pflücken von Blumen ist hier verboten. Und auch die Bäume sollte man stehen lassen.
- Eine kleine Schlucht.
- Viele Bäume haben erst jetzt ihr Laub erhalten.
- Blick auf den „Bořín“. Bin ich so weit gen Süden gegangen?
- Umrundung des Bořín.
- Brücke über den Wasserfall
- Immer wieder zwischen duftenden Blütenwänden.
- Am Teich „Labeška“
- Hütte im Stil der früheren sudetendeutschen Gebiete.
Traumhafte Fotos 🙂
Vielen Dank!