Das Gewächshaus „Fata Morgana“ im Winter

Gerade in den Wintermonaten stellt sich oft die Frage, welche Reiseziele in Tschechien trotz kahler Vegetation und Schmuddelwetters noch attraktiv sind. Viele Landschaften und Stadtansichten haben natürlich ihren eigenen Reiz auch im Winter, vor allem bei Nebel. Daneben gibt es aber auch viele Orte, die größtenteils saisonunabhängig funktionieren, so etwa Gewächshäuser, Ausstellungen, Innenanlagen von Zoos und dergleichen.

Botanischer Garten in Prag - Fata Morgana

Relativ wenig bekannt ist das Gewächshaus „Fata Morgana“ des Botanischen Gartens in Prag. Es befindet sich westlich des eigentlichen Areals im Stadtteil Troja. Das gewölbeförmige Glasgebäude ist wie ein S gekrümmt und bietet durch seine Hanglage die Möglichkeit, die Pflanzen auf natürlichen Felsterrassen zu arrangieren.

Das Gebäude erreicht man nach einem kurzen Fußweg von der Haltestelle „Botanická zahrada Troja“ aus. Der „Botanische Garten der Hauptstadt Prag“, wie er mit vollem Namen heißt, ist für Ortsunkundige übrigens leicht mit dem „Botanischen Garten der Naturwissenschaftlichen Fakultät“ zu verwechseln, der sich südlich des Karlsplatzes befindet und in dessen Haltestellenname das Wort „Troja“ fehlt. Schöner als der Weg durch die Straßen ist der etwas längere Aufstieg durch den Weinberg der „Heiligen Klara“ und dann durch den oberen Teil des botanischen Gartens, dessen Freiflächen im Winter kostenlos geöffnet sind. Somit befindet sich das Treibhaus nicht weit vom Zoo entfernt, allerdings sollte einen der Aufstieg nicht stören.

Botanischer Garten in Prag - Weinberg 'Hl. Klara'Bei meinem Besuch war die „Fata Morgana“ ansonsten fast völlig menschenleer. Mit der Eintrittskarte hatte ich die Empfehlung erhalten, an einer Führung am Abend teilzunehmen, da dann die Pflanzendüfte sehr viel intensiver seien. Diese Führungen finden allerdings offenbar nur im Sommer statt. Es waren Tafeln mit Erklärungen auf Tschechisch vorhanden, Führungen sind aber auch auf Deutsch (nach Voranmeldung) möglich.

Das Gewächshaus besteht aus drei Teilen: Sukkulenten, Tiefland und Bergwelt. Im ersten Teil erfuhr ich etwas über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Pflanzen in niederschlagsarmen Regionen zu überleben vermögen. Von den Sukkulenten gelangte ich durch einen Tunnel, der den Besuchern nicht nur wichtige unterirdische Pflanzenteile erklärt, sondern auch an großen tropischen Aquarien vorbei führt, die ich dann später im Tiefland-Bereich als Teich wiederfand.

Das Tiefland bietet am ehesten so etwas wie Dschungel-Atmosphäre, und hier darf natürlich auch ein Wasserfall nicht fehlen. Eine Terrasse wurde bei meinem Besuch gerade umgebaut. Hinter ihr und daher zunächst leicht zu übersehen befand sich die Tür zum letzten Teil, der Bergwelt, in der es wieder etwas kühler war.

Die Pflanzen waren schön angelegt und wirkten zumeist wie ein Garten, allerdings kann ich mir vorstellen, dass es bei größeren Besucherzahlen auf den Wegen doch etwas gedrängt sein kann. Der Platz reicht nicht für Sitzbänke, aber – wie gesagt – habe ich die Terrasse nicht in Betrieb gesehen. Ich bin nun wirklich kein Pflanzenexperte und hatte bei meinem Besuch daher permanent das Gefühl, dass mir hier – trotz Infotafeln – das Wesentliche entgeht. Für mich gab es somit auch nur wenige Pflanzen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben wären. Für einen Besuch rein um der Atmosphäre willen waren das Gebäude zu klein und der Bewuchs nicht dicht genug – es blieb immer dieses Gefühl, in einem Raum zu sein. Der Tunnel und die Teiche boten da natürlich einen völlig anderen Eindruck, und auch der Wasserfall und die Brücken bildeten schöne optische Elemente.

Vermutlich empfiehlt es sich gerade Laien, eine der Führungen auszuprobieren, um mehr von den botanischen Aspekten zu haben. Leider war die in meiner Eintrittskarte nicht inbegriffen, so dass ich nicht viel dazu sagen kann.

Die Freianlagen des Botanischen Gartens sind auch im Winter immerhin gut für Spaziergänge zu gebrauchen. Von hier hat man zudem einen schönen Ausblick auf die Stadt.

 

Christoph Amthor

Erster länger Aufenthalt in Tschechien im Jahr 1997. Seit 2003 wohnhaft zumeist in Prag, mit Abstecher in die Slowakei. Ehemals Journalist und Mitbegründer einer gemeinnützigen Organisation, heute Blogger und Software-Entwickler.

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Von einer atemberaubenden Landschaft, über Bier und Knödel bis hin zu Kafka, dem Golem und einem Geist, der eine wissenschaftliche Karriere gemacht hat. Vom Fliegenden Ferdinand  und Pan Tau bis zur Lässigkeit, mit der dort ein Fabrikschornstein gefällt wird.

 

Über dieses Land, das einfach liebenswert, aber oft auch geheimnisvoll und extrem verrückt ist, gibt es wirklich genug zu erzählen. Und natürlich kann man darüber nur mit einer guten Portion böhmischen Humors schreiben.