Dinge des Alltags: Lautsprecher
Als ich das erste Mal die berühmten böhmischen Dörfer betrat, fielen mir sogleich die vielen Lautsprecher auf, die auf Masten montiert in den Straßen standen. Selbst wenn die Straßenbeleuchtung flackerte und große Schlaglöcher die Straßen zierten, eine umfassende Beschallung musste offenbar sein, und das selbst in abgelegenen Straßen.
Wozu benutzt man diese Lautsprecher? Sicher nicht für den Großalarm, denn dafür gibt es überall Sirenen. Von zu Hause kannte ich Lautsprecher im Freien nur von Bahnhöfen, Fabriken und Schulen. Ortsrufanlagen verbinde ich auch eher mit Zeiten, als dem Volk das Weghören nicht erlaubt war.
Die Sache ist hier allerdings ganz harmlos: Über diese Lautsprecher werden einfach nur Bekanntmachungen der Gemeinde durchgegeben, also etwa die Einschulung der Erstklässler oder die Öffnungszeiten der Ämter. Manchmal habe ich sogar erlebt, dass zwischendurch Musik gespielt wurde. Zumindest gibt es zu Beginn eine Erkennungsmelodie, damit die Einwohner wissen, dass gleich etwas durchgegeben wird.
Lautsprecher finden sich auch in jedem Raum des Gebäudes, wo ich mein Büro habe. Hier herrscht noch so richtiges Ostblock-Flair, mit einer uralten Stechuhr, zahlreichen Warn- und Verbotsschildern und einem verstaubten Sitzungsraum, wo früher die leitenden Genossen über Plan und Wirklichkeit gebrütet haben mussten.
TESLA? Ja, genau. So hieß eine sehr bekannte Elektronik-Firma in der Tschechoslowakei, die sogar einen Microchip zustande gebracht hatte. Und das war lange vor den gleichnamigen Elektroautos.
Wer gerne durch die Prager Innenstadt streift, der hat das Logo sicher schon gesehen:


Aus TESLA ist neben anderen auch das Unternehmen ERA hervorgegangen. ERA ist mit einem passiven Radar bekannt geworden, das in der Lage ist, Tarnkappenbomber aufzuspüren – feindliche, und auch diejenigen der Verbündeten.
In Prag sind die Gemeinde-Lautsprecher übrigens nur am Stadtrand zu finden. Ich nehme an, dass es im Zentrum schwer wäre, den Verkehr zu übertönen. Und wer hier Informationen braucht, der sucht ohnehin zumeist per Handy.
Dies ist ein Beitrag aus der Serie Dinge des Alltags. Worum es dabei geht, ist hier zu lesen.
Dieses Thema findet auch Erwähnung in meinem Buch „111 Gründe, Tschechien zu lieben“.
Erhältlich ist es im Buchhandel.
Ich dachte wirklich, dass hier noch alte Kommunismus-Parolen durchgegeben werden sollten 🙂
Oder die arbeitende Bevölkerung angetrieben werden…
Tesla kenne ich auch von Klingelanlagen in älteren Mietshäusern!!!
P.S. Freue mich immer über neue Artikel von Ihnen, auch wenn ich oft gar keinen Kommentar dazu habe. Bauen Sie doch eine Art „Danke-Button“ ein, wäre sicher ein schöner Indikator, um zu erkennen, was den Lesern besonders gefällt!
Vielen Dank! Und Entschuldigung, jetzt habe ich den Kommentar wieder so spät bemerkt.
So ein Button wäre vielleicht eine Idee, ich muss mal nachforschen, ob das technisch möglich ist. Mit so Bewertungen online bin ich sonst eher zurückhaltend, weil es doch leider viele Leser gibt, die mit dem Anspruch kommen, dass sie hier kostenlos bedient werden müssen, und wenn nicht alles 100% perfekt ist, gibt es eine Negativbewertung.
Für mich ist so ein Feedback aber doch auch wichtig, um zu entscheiden, welche Artikel interessant sind. Wenn da gar nichts zurück kommt, überlege ich zuweilen, ob ich mir die Kosten und Mühen nicht sparen soll.
Bei den Lautsprechern hatte ich zuerst auch eher ein ungutes Gefühl, dass von einer zentralen Stelle die Bevölkerung gelenkt werden soll. 😀
PS: Inzwischen habe ich so einen Button installiert. Mal sehen, ob da jemand klickt.