Bedienungsanleitung für die Prager Metro
Die Prager U-Bahn – „Metro“ genannt – ist schnell, zuverlässig und billig. Viele Besucher in Prag sind jedoch zunächst einmal überfordert, wenn sie sich mit dem System zurechtfinden sollen – und dies oft in einer Fremdsprache, die nicht zu den einfachsten gehört.
Dieser Beitrag soll als Reisevorbereitung helfen, um die Fahrt so reibungslos wie nur möglich zu gestalten.
Fahrkarte kaufen und entwerten
Fahrkarten bekommt man an Automaten oder in bestimmten Zeitschriften- und Tabakläden („Trafika“), zum Teil auch in kleinen Lebensmittelläden. Gewöhnlich versteht man dort das englische Wort „ticket“. Mit der Nummer eines örtlichen Mobilfunkbetreibers1, kann man auch ein SMS-Ticket anfordern, dessen Zustellung dann ein paar Minuten dauert. Für die älteren Automaten sollte man Münzen bereithalten, glücklicherweise geben sie Wechselgeld heraus. Neuere Automaten ermöglichen auch die kontaktlose Bezahlung mit Karten.
Die gesamte Metro befindet sich innerhalb der zentralen Tarifzone P. Zudem befinden sich auch alle für Touristen wichtigen Stationen, wie etwa der Flughafen, innerhalb dieser Zone. Wenn man nicht das Stadtgebiet verlässt, braucht man für die Wahl des richtigen Fahrscheins also nur zu berücksichtigen, wie lange man unterwegs sein wird. Eine Übersicht über die Preise bietet der Prager Verkehrsverbund.
Während man die Fahrscheine in Straßenbahnen und Bussen im Fahrzeug entwertet, stehen die gelben Entwerter2 für Metro und Züge an den Eingängen im Zwischengeschoss. Dort befindet sich eine Linie auf dem Boden, die den Bereich markiert, in dem man eine gültige Fahrkarte besitzen muss.
Der Fahrschein wird nur einmal entwertet und gilt dann für die entsprechende Zeit und Zone. Beim Umsteigen – auch in ein anderes Verkehrsmittel – ist also kein erneutes Stempeln nötig.
Das Feld, wo der Stempel hin soll, ist für Anfänger im Durcheinander der Informationen etwas schwer zu finden: Es ist gelb mit einem orangefarbenem Dreieck (Pfeil) und unbeschriftet.
Hin und wieder wird kontrolliert, und zwar zumeist auf belebten Strecken – während der Fahrt oder auf den Stationen. Die Kontrolleure weisen sich durch eine Marke aus.
Neu: Fahrscheine in der „Tramvaj“
In den neueren Zügen der Straßenbahn kann man Fahrscheine (30 min, 90 min, 24 h, alle für Erwachsene oder Kinder) auch kontaktlos per Karte kaufen. Die Sprache der Geräte lässt sich auf Deutsch umschalten.
Diese Züge sind bereits an den Türen mit dem Symbol der „Wellen“ gekennzeichnet.
Die Smartphone-App Lítačka ermöglicht ebenfalls den Kauf von Fahrkarten. Sie ist erhältlich für iOS und Android. Getestet habe ich sie noch nicht.
Wie finde ich die Route?
In Prag gibt es drei Linien3, die mit den Farben der Ampel und den Buchstaben A, B und C bezeichnet werden. Alle kommen von einer Seite der Stadt, durchqueren dann das Zentrum und führen auf der gegenüber liegenden Seite wieder in den Stadtrand hinaus. Jede Linie führt durch zwei Stationen, an denen man zu einer anderen Linie wechseln kann: Florenc, Můstek und Muzeum. In der Mitte oder am Ende des Bahnsteigs finden sich dort Treppen oder Durchgänge, die über teils längere Wege und durch Tunnel zu der anderen Linie führen.
Zur Ermittlung der Route ist es am einfachsten, auf einer der Übersichtskarten die Start- und Zielstation zu suchen. Online oder per App erfährt man zudem die Zeiten und weitere Anbindungen.
Die letzte Metro fährt gewöhnlich zwischen Mitternacht und halb eins, während die erste zwischen vier und fünf Uhr morgens kommt. Dazwischen verkehren nur Nachtbusse bzw. – straßenbahnen.4 Gerade, wenn man morgens beim Flughafen sein soll, empfiehlt sich eine gründliche Planung.
Auf dem Bahnsteig
Auf welchem Gleis der Zug fährt, lässt sich an den langen Schildern über den Bahnsteigen ablesen, auf denen alle Stationen dieser Linie vermerkt sind. Ein weißer Punkt bezeichnet die Station, wo man sich momentan befindet. Liegt die Zielhaltestelle auf dem Schild rechts davon, dann fährt der Zug auf dem rechten Gleis, sonst eben auf dem linken.

Neuerdings zeigen Digitalanzeigen die Zeit bis zum Eintreffen des nächsten Zuges an. Die Intervalle sind je nach Linie und Tageszeit verschieden. In den Stationen hängen daneben auch traditionelle Fahrpläne mit den Abfahrtszeiten aus.
Anders als in vielen anderen Städten haben in Prag die Züge der Metro immer die selbe Länge – nämlich die des Bahnsteigs. Man kann sich also die Wartezeit damit vertreiben, dass man bereits zu demjenigen Ende geht, an dem es günstiger ist, bei der Ankunft auszusteigen.
Auf jeder Strecke fährt nur eine Linie. Man steigt also einfach in den nächsten Zug ein.
In der Metro
Manche Reisende vergessen, dass sie zunächst die Aussteigenden hinaus lassen sollten, um überhaupt hinein zu können. Und eine große Bitte an Reisegruppen, und vor allem Schulklassen: Bitte zum Einsteigen mehrere Türen benutzen!5 Der Zug hält nur wenige Sekunden, und das reicht nicht für 30 Leute, die sich gemütlich an einer Tür versammelt haben. Wenn der Zug zum Stehen gekommen ist, bleibt immer noch genug Zeit, um zu einer benachbarten Tür zu gehen, wenn man sieht, dass im Innern dort mehr Platz ist.
Im Zug sollte man folgende Regeln beachten:
- Nach dem Einsteigen nicht direkt am Eingang stehen bleiben, sondern in den Wagen durchgehen.
- In Tschechien ist es üblich, Sitzplätze alten Fahrgästen, Schwangeren und Leuten mit Behinderungen usw. anzubieten.
- Sollte es sehr voll sein, dann steigen die Fahrgäste an der Tür bei den Stationen auf den Bahnsteig, um den Mitfahrern hinter ihnen das Aussteigen zu ermöglichen.
In den Türräumen an den beiden Enden der Wagen ist mit ein paar Einschränkungen die Fahrradmitnahme möglich.
Über Lautsprecher wird zunächst das Schließen der Türen angekündigt und dann, beim Losfahren, die nächste Haltestelle. Beim Eintreffen wird noch einmal der Name der aktuellen Haltestelle genannt. Er ist nicht immer gut zu verstehen, aber die Station wird zudem auf Displays angegeben. Gerade bei vollen Zügen empfiehlt es sich, sich rechtzeitig zu den Türen vorzuarbeiten – mit Gepäck ist das nicht immer ganz einfach.
In einigen Fällen fährt der Zug nicht bis zum Ende der Strecke, sondern nur bis zu einer vorgezogenen Endhaltestelle. Gegebenenfalls muss man also aussteigen und auf den nächsten Zug warten, der dann weiter fährt.
Der Weg aus der Metro auf die Straße
Die Druckschalter an den Türen zeigen bereits vor der Station, ob sie sich öffnen werden: Licht ist aus: Die Tür öffnet sich auf jeden Fall.6 Licht ist an: Die Tür öffnet sich nur, wenn man drückt. Licht blinkt: Jemand hat gedrückt, die Tür wird sich öffnen.7
Auch für Prager ist es oft schwierig zu erkennen, auf welcher Seite man den Bahnsteig verlassen muss, um an sein Ziel zu kommen. Teilweise finden sich Schilder, die Straßennamen oder Piktogramme für Straßenbahnen oder Busse zeigen. Ein ähnliches Problem hat man dann oft noch einmal auf der nächsthöheren Ebene, wo es verschiedene Ausgänge auf die Straße gibt. Hier hilft es oft, wenn man sich zuvor die Richtungen auf einer Karte einprägt. Ansonsten bleibt nur probieren, oder fragen.
- „Směr“ heißt „Richtung“
- Stadtteile und die Richtungen von Bussen und Straßenbahnen
- Umgebungskarte mit alternativen Verbindungen
Bei einige Metro-Stationen kommen die Ausgänge weit voneinander entfernt an die Oberfläche, so dass es wichtig ist, schon frühzeitig den richtigen Ausgang zu wählen. Dies gilt vor allem für:
- Masarykovo nádraží (Masaryk-Bahnhof) ↔ Náměstí republiky (Platz der Republik)
- Karlovo náměstí (Karlsplatz) ↔ Palackého náměstí
Hier lässt sich aber schon auf den Bahnsteigen leicht an den Wegweisern erkennen, welcher Ausgang wohin führt.
Mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Koffern
Manche Ausgänge sind mit Aufzügen ausgerüstet, die allerdings von der Straße aus oft nur schwer zu finden sind. Dann gibt es auch Stationen mit Hebebühnen, die neben den Treppen fahren und die extrem langsam sind.
An manchen Treppen bleibt es Fahrgästen mit Kinderwagen nur übrig, jemanden um Hilfe zu bitten. Rollstuhlfahrer sind sicher gut beraten, die Fahrt nach der Liste der behindertengerechten Stationen zu planen.
Natürlich sollte für solche Fahrten genug extra Zeit mit eingeplant werden. Gerade die schräg fahrenden Hebebühnen sind extrem langsam.
Dieses Thema findet auch Erwähnung in meinem Buch „111 Gründe, Tschechien zu lieben“.
Erhältlich ist es im Buchhandel.
Hallo Christoph,
Respekt – ein sehr gelungener Artikel zur Prager Metro!
Diese Countdown-Uhren hängen aber nicht an allen Stationen oder? Ich kenne es oft nur so, dass auf den Uhren die Zeit seit der letzten Abfahrt angezeigt wird.
Danke! Die Countdown-Uhren hängen ungefähr in der Mitte des Bahnsteigs. Ich weiß aber nicht, ob sie an allen Stationen zu finden sind. Die Zeit seit der letzten Abfahrt wird an den Uhren vorderen Bahnsteigende (an der Zugspitze) angezeigt.